Die Stadt Möckern beabsichtigt im Ortsteil Rietzel mittelfristig die Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen am Lehmkuhlengraben (Gewässer 2. Ordnung).
In der Vergangenheit kam es infolge von Starkregen bereits häufiger zu Hochwasserereignissen, einhergehend mit erheblichen Überschwemmungen u.a. am 02.08.2018 und letztmalig am 23.06.2023. Nunmehr sollen im Rahmen dieser Untersuchung die hydrologischen und hydraulischen Grundlagen ermittelt und geeignete Hochwasserschutzmaßnahmen erarbeitet werden.
Niederschlags-Abfluss-Modellierung
Die hydrologischen Grundlagen wurden über eine Niederschlags-Abfluss-Modellierung (N A Modell) erarbeitet. Da nur sehr wenige Unterlagen zur Kalibrierung des Modells sowie zur Verifikation der Ergebnisse bereitgestellt werden konnten, erfolgte zusätzlich eine historische Starkregenauswertung anhand von stations- und radarbasierten Niederschlagsdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
2D-HN-Modellierung
Die hydraulische Berechnung erfolgte für den 750 m langen Untersuchungsabschnitt des Lehmkuhlengrabens mit Hilfe eines zweidimensionalen hydrodynamischen, numerischen Modells (2D-HN-Modell). Hochwasserereignisse wurden mit Hilfe der aus dem N A Modell bereitgestellten Abflussganglinien instationär berechnet. Aus den Simulationsergebnissen wurden die Wassertiefen, Hochwasseranschlaglinien sowie Fließgeschwindigkeiten ermittelt. Die Ergebnisse wurden in Hochwassergefahrenkarten für HQ2, HQ10 und HQ100 dargestellt. Aus den Hochwassergefahrenkarten lassen sich die Defizite, also die hochwassergefährdeten Bereiche bestimmen und die Intensität der Überflutung jeweils grundstückbezogen ermitteln.
Defizitanalyse und Hochwasserschutzkonzeption
Anschließend erfolgte die Erarbeitung von geeigneten Hochwasserschutzmaßnahmen. Mit Festlegung des Hochwasserschutzzieles HQ100 erfolgte außerdem eine ganzheitliche Untersuchung nach dem Konzept des integrierten Hochwasserrisikomanagements, bestehend aus Maßnahmen der Hochwasservorsorge sowie des natürlichen und technischen Hochwasserschutzes. Für alle untersuchten Maßnahmen erfolgte unabhängig von der hydraulischen Eignung eine Mengenermittlung und Kostenannahme.
Vorzugslösung
Die vorläufige technische Vorzugslösung stellt eine ca. 430 m lange Hochwasserschutzwand (HWS) entlang des südlichen Ortsrandes von Rietzel dar, welche im Bereich zu Verkehrswegen mit mobilen Dammbalkensystemen ergänzt werden soll. Die Investitionskosten werden vorläufig auf ca. 960 T€ brutto geschätzt. Mit der Maßnahme kann der zentrale Teil von Rietzel bei einem HQ100 überflutungsfrei gehalten werden. Aufgrund der hohen Wirksamkeit, des geringen Flächenbedarfes und einer mittelfristig erfolgversprechenden Umsetzung wird diese Variante (vorbehaltlich der Wirtschaftlichkeit) zur weiteren Umsetzung empfohlen. Die Beschlussfassung der Stadt Möckern für ggf. weitere Planungsleistungen bzw. die nächsten Arbeitsschritte steht aus.